In Österreichs Haushalten landen bis zu 157.000 Tonnen angebrochene und original verpackte Lebensmittel im Müll, obwohl sie bei einem rechtzeitigen Verzehr genießbar gewesen wären. Der Wert dieser weggeworfenen Lebensmittel entspricht dabei ungefähr 300 bis 400 Euro pro österreichischem Haushalt in einem Jahr. Denn Lebensmittel sind enorm wertvoll – sie werden rohstoffintensiv produziert, oft kilometerweit transportiert, gekühlt und verarbeitet. Die Entsorgung ist zudem energieintensiv und kostenintensiv.
Der Hauptgrund warum in Österreichs Haushalten nach wie vor so viele kostbare Lebensmittel verschwendet werden, ist falsche Planung. Einkäufe werden trotz moderner Apps, klassischen Listen & Co. schlicht und einfach viel zu häufig falsch oder ineffizient geplant. Besonders ungeplante Genuss- und Spontankäufe sorgen dafür, dass Lebensmittel am Ende im Müll landen. Auch die falsche Lagerung bzw. Aufbewahrung von Lebensmitteln spielt eine große Rolle. Häufig fehlt Wissen darüber, wie man Lebensmittel richtig lagert, feststellen kann ob diese noch genießbar sind oder auch selbst dafür sorgen kann, dass sie länger haltbar bleiben. Dabei wäre ein nachhaltig(er)er Lebensmittelkonsum gar nicht mal so schwer. Die richtige Planung und das Einführen von Routinen ist oft das A und O.
Tipps für ein nachhaltiges Familienleben
Weil allerdings jeder Anfang schwer ist, haben wir uns Tipps von einer richtigen Expertin geholt:
Michaela ist 3-fache Jungs Mama und lebt mit ihrer Familie und ihrem Hund am Stadtrand von Wien. Auf ihrem Blog littlebee findet man einfache und leckere (Familien)-Rezepte zum nachkochen und hilfreiche Tipps & Tricks über ein nachhaltiges Leben. Das Motto dahinter: So wenig wie möglich wird in den Abfall geworfen – was die Natur hergibt, wird auch verarbeitet. Denn auch aus schrumpeligem Obst wie zum Beispiel Äpfel und Birnen macht Michaela noch tolles Kompott, Schmarren oder auch Essig.
Dass das nachhaltige Leben sich auch mit einer Familie kombinieren lässt, davon haben wir uns bei Michaela selbst überzeugt – denn wir haben sie in ihrem Zuhause in Wien besucht und konnten einiges von ihr lernen!
Top-Tipps zur Müllvermeidung in der Familie
Rund um die Zero-Waste und Nachhaltigkeits-Bewegung ist auch „Lebensmittelmanagement“ immer öfter ein Thema, dem sich die Österreicherinnen und Österreicher zunehmend aktiv und sorgfältig widmen. Die hilfreichsten Tipps:
Planung an erster Stelle
Da der Alltag schon stressig und kompliziert genug ist, soll es das Einkaufen und Kochen nicht auch noch sein. Von der klassischen Einkaufsliste über hilfreiche Apps bis hin zur smarten Lösung über den intelligenten Kühlschrank – je nach Vorliebe gibt es immer den richtigen Weg, Lebensmittelmanagement so effizient wie möglich zu gestalten:
- Die klassische Einkaufsliste auf Papier ist in Michaelas Haushalt noch der heimliche Star hinter der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Ein Wochenplan legt genau fest, aus welchen Zutaten was gekocht werden kann, womit Spontankäufe trotz individuellen Bedürfnissen der einzelnen Familienmitglieder weitestgehend vermieden werden. Dabei kann entweder sehr akribisch vorgegangen und jede Mahlzeit für jeden Tag genauestens geplant werden oder aber man geht das Schreiben der Einkaufsliste flexibler an, wie Michaela. „Wir gehen meistens einmal die Woche einkaufen – dabei ist die Einkaufsliste immer dabei und wir halten uns auch daran. Ich plane jedoch nicht genau vor, dass Montags die Asiapfanne dran ist – das würde in unserem vielseitigen Alltag als Familie auch gar nicht gehen. Trotz effizienter Lebensmittelplanung ist also doch noch Flexibilität möglich.“, so Michaela.
- Intelligente Apps für das Smartphone gelten als die digitale Variante der analogen Einkaufsliste. Sie helfen, genauso wie die traditionelle Liste auf Papier, Einkäufe übersichtlich zu organisieren, sie mit Mitbewohnern oder dem Partner zu teilen und zu synchronisieren, sodass gemeinsam an der Liste gearbeitet werden kann. Zwei sehr hilfreiche Apps sind einerseits die „Die Einkaufsliste“ App sowie die App „Brings“, durch die man sich sogar Inspiration für Rezeptideen holen kann.
- Ein smarter Kühlschrank sorgt dabei für ein noch effizienteres Lebensmittelmanagement. Viele Markenhersteller haben in ihre smarten, modernen Geräte mittlerweile Kameras eingebaut, durch die man von unterwegs aus kontrollieren kann, welche Lebensmittel sich noch im Kühlschrank befinden. Während man also mittels App kontrolliert was der eigene Kühlschrank noch hergibt, kann man direkt im Supermarkt die fehlenden Zutaten für ein gelungenes Essen einkaufen. Bei einigen Geräten ist die App sogar schon mit einer umfangreichen Rezeptdatenbank verbunden, sodass auch ungeübten Köchen das Lebensmittelmanagement noch einfacher gemacht wird!
Bye Bye Plastik- hallo Stofftasche
Zu einem nachhaltigen Familienleben gehört auch die Reduktion von Plastiksäcken aus dem Supermarkt. Michaelas Profi-Tipp ist, bereits mit geeigneten Boxen und Stofftaschen in den Supermarkt zu gehen und Wurst, Käse und Gemüse direkt in diese zu verpacken. So kann einiges an Plastikmüll vermieden werden. Darüber hinaus sind die Lebensmittel schon genau in den Behältern verpackt, in denen man sie auch anschließend im Kühlschrank aufgeräumt lagern kann.
Ein weiterer Trick von Michaela ist, die Lebensmittel direkt vom Bauern zu beziehen, der sie nicht in Plastikfolie einschweißt oder verpackt – auch sogenannte Unverpackt-Läden sind eine tolle Alternative zu klassischen Supermärkten!
Lebensmittel richtig Lagern
Effizientes Einkaufen alleine reicht aber noch lange nicht, um Lebensmittelverschwendung vorzubeugen. Auch auf die richtige Lagerung Zuhause kommt es stark an.
- Die Reihenfolge beachten: Da es im Familienalltag immer wieder hektisch zugehen kann, sorgt Michaela dafür, dass stets die Produke, die dem Ablauf der Mindesthaltbarkeit am nächsten sind, weit vorne stehen. So sorgt sie dafür, dass nicht die neueren Produkte verbraucht werden, während die älteren Produkte weit hinten im Kühlschrank langsam schlecht werden.
- Nur in den Kühlschrank geben, was auch wirklich reingehört: Es gibt einiges das muss unbedingt in den Kühlschrank, andere Lebensmittel sollten diese Umgebung besser vermeiden – die 10 Mythen, die in diesem Zusammenhang häufig kursieren haben wir in einem eigenen Beitrag gesammelt.
- Die Null-Grad-Zone: Viele moderne Kühlgeräte verfügen über eine sogenannte „Null-Grad-Zone“. Diese innovativen Zonen in den Kühlschränken sorgen dafür, dass bestimmte Lebensmittel länger frisch und genießbar bleiben und eine konstante Temperatur um die 0 Grad herrscht. Denn unterschiedliche Nahrungsmittel benötigen unterschiedliche Temperaturen und auch unterschiedliche Luftfeuchtigkeiten. Gewisse Obst- und Gemüsesorten brauchen eher eine feuchte Umgebung, während Milchprodukte eher kühl und trocken gelagert werden sollten. Deshalb haben einige Geräte auch schon unterschiedliche Null-Grad-Fächer mit differenzierten Luftfeuchtigkeiten.
Weiter Tipps zum nachhaltigen Kochen und Backen haben wir in diesem Artikel gesammelt.
Wenn Müll nicht vermieden werden kann – Tipps fürs kreative Upcycling
Hin und wieder kommt es aber auch bei Profis wie Michaela vor dass Müll anfällt. In vielen Fällen ist dann aber ein kreatives Upcycling möglich – sodass aus Müll ein hilfreiches Gadget oder eine ansehliche Deko entstehen kann.
In Michaelas Familie werden alte Gläser, wie zum Beispiel von Marmeladen, für die Aufbewahrung des selbstgemachten Essigs oder auch für die Aufbewahrung von Vorräten wie Reis, Nudeln und Co. verwendet. Aus alten Metalldosen können mit etwas Farbe und ein paar Löchern in der Dose schöne Kerzenlichter oder Aufbewahrungsdosen für Buntstifte gezaubert werden.
Michaela hat sich dabei eine besonders kreative Lösung für eine alte Metalldose einfallen lassen, die auch der Tierwelt etwas Gutes tut – ein Bienenhotel. Die Anleitung dazu findet ihr hier: