Wow-Effekt: Küchen vom Designer
Designer verraten ihre Geheimnisse für eine umwerfende Küche.
Ein Kühlschrank ist nicht einfach ein Kühlschrank. Manche Geräte stehen plötzlich vor dir und ringen dir ein Wow! ab und das Bedürfnis, mit den Fingerspitzen über die edlen Oberflächen zu streichen. Warum ist das so? Warum sehen Kühlschränke manchmal richtig sexy aus? Aber auch Waschmaschinen, Backöfen und Geschirrspüler? Was ist das Geheimnis der Designer, die hinter dieser Verführung stehen?
Ein Hausgerät soll „verführen“, wie das Robert Sachon erklärt. Sachon ist Chefdesigner bei einer großen deutschen Hausgerätemarke und Experte, wenn es darum geht, Technik in eine anziehende Hülle zu verpacken: „Design muss die Sinne emotional ansprechen. Ein Kühlschrank soll einen Kaufreiz auslösen, das Gefühl: Den will ich haben!“ Wie das funktioniert, verrät er auch: Man müsse den Geräten ein Gesicht geben. „Wie bei menschlichen Gesichtern ist auch bei Hausgeräten die Symmetrie wichtig. Spannungsvolle Akzente wirken unterschwellig und erhöhen die Attraktivität“, so Sachon.
Innovation durch Ästhetik
Material und Präzision der Verarbeitung beeinflussen Haptik und Optik und machen Qualität spürbar. Markenprodukte zeichnen sich deshalb auch mit einer durchgängigen Design-Handschrift aus. Zum einen müssen Geräte natürlich „leiser, sparsamer, funktionaler“ werden, zum einen innovativ in Sachen Design. Und genau so lautet auch der Auftrag der Hersteller an ihre Designer: Bringt uns innovative Ästhetik in die Küche!
Digital, einfach, individuell
Leichter gesagt als getan. Woher nehmen die Kreativen ihre Inspiration? „Gute Ideen kommen nicht auf Knopfdruck und auch nicht dann, wenn man sie unbedingt braucht, sondern meistens an den unmöglichsten Orten“, verrät Sachon. Ihm „passiere“ es schon mal beim Autofahren, im Flieger oder – naheliegend – beim Kochen.
Zudem spielen auch bei Hausgeräten Trends aus anderen Lebensbereichen mit: zum Beispiel aus dem Wohndesign, aber durchaus auch aus dem Automobildesign. Zudem haben gesellschaftliche Entwicklungen Einfluss. Und das sind aktuell: digital, einfach, individuell.
Prestigeobjekt Küche
Ein Trend seit einigen Jahren ist in vielen Haushalten die Öffnung der Küche zum Wohnraum. Die Küche selbst ist in Zeiten von Kochshows und Show-Cooking zu Hause ein Statussymbol geworden. Ob Super-Espressomaschine, Dampfgarer, Induktionsherd oder Küchenmaschine, Technologie und Design sollen Gastgeber wie Gäste faszinieren. „Diese neuen Prestigeobjekte erfüllen ihren Zweck aber nur dann, wenn andere sie auch sehen und wertschätzen“, meint Gerhard Nüssler, Chefdesigner einer weiteren prominenten Hausgerätemarke.
Eine Handschrift
Diese Entwicklung macht auch vor Einbaugeräten nicht Halt. Deren ureigenster Zweck, sich möglichst unauffällig in die Küchenfront einzufügen, sich also im klassischen Understatement zu üben, geht nicht mit besagtem Wunsch nach Prestige einher, möchte man meinen.
Doch, meint Nüssler: Farbiges Glas, Chrom und gebürstete Metalloberflächen, ausgeklügeltes Licht-Design, Griffgestaltung, Proportionen, Farben – alles ist heute perfekt aufeinander abgestimmt und inszeniert. „Egal, ob der Backofen mit Mikrowelle und Wärmeschublade kombiniert wird oder der Dampfgarer mit dem Einbau-Kaffeevollautomat und egal ob übereinander oder nebeneinander – es passt immer alles millimetergenau zusammen.“
Wischen wie am Smartphone?
Was bereits passiert und in der Zukunft noch verstärkt auf uns zukommen wird: die Vernetzung der Haushaltsgeräte und deren Bedienung über Displays, wie man es am Smartphone schon gelernt hat und auch aus Autos der neuen Generation kennt. „Das sind Einflüsse, mit denen wir uns auseinandersetzen, aber sie 1:1 zu übernehmen, wäre nicht der richtige Weg. Schließlich gelten in der Küche, wo man auch mal mit fettigen, nassen oder mehligen Fingern hantiert, andere Rahmenbedingungen als beim Surfen auf der Couch“, erklärt Nüssler. Für jedes Gerät soll dabei die unkomplizierteste Lösung gefunden werden, ob mit Touch-Bedienung oder hybriden Systemen aus griffigen Drehwählern und Touch-Display.